Die Kunst des Endens

Veröffentlicht am 28. Februar 2024 um 14:15

Was ist ein richtig gutes Ende? 

Da gibt es viele Beispiele. Und welche davon gut und welche schlecht sind, entscheidet jeder Leser für sich. 

Aber wenn jeder Leser das für sich entscheidet, ist es dann überhaupt möglich alle zufrieden zu stellen?

Nein. Und das musst du auch gar nicht. 

Du solltest dir wieder in Erinnerung rufen, dass du nur für dich schreibst. 

Das du es anderen zu lesen gibst, ist ein Privileg. 

Ich möchte, dass du diesen Fakt nicht vergisst.

 

Das Ende einer Geschichte ergibt sich logisch aus dem vorherigen Handlungsverlauf. Der Schluss bringt alles zusammen: lose Handlungsfäden, Antworten auf offene Fragen, löst den Hauptkonflikt und zeigt, ob die Figuren ihr Ziel erreicht haben und wie sie sich dadurch entwickelt haben. Die Kunst des letzten Satzes besteht darin, den richtigen Zeitpunkt zu finden und nicht zu früh abzuschließen oder mit einem langatmigen Ende zu enden.

Das optimale Ende einer Geschichte ist eine ausgewogene Mischung aus den Erwartungen der Leser und der logischen Konsequenz dessen, was sich zwischen Anfang und Ende ereignet hat. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Übung und Feingefühl erforderlich: Experimentiere mit verschiedenen Enden und entscheide nach deinem Bauchgefühl, welches am besten zur Geschichte passt.
Ein zu früh und abrupt endendes Kapitel hinterlässt beim Leser ein unvollendetes Gefühl. Ein zu langes Ende, das eine erklärende Zusammenfassung, eine Moral oder sogar eine zufällige Auflösung enthält (die nicht aus der Handlung oder den Figuren resultiert), lässt den Leser sich betrogen fühlen und die Geschichte als unglaubwürdig empfinden.
Bestimmte Genres sind oft mit bestimmten Erwartungen verbunden: In einem Liebesroman erwarten die Leser ein Happy End, während in einem Krimi die Enthüllung des Mörders und des Motivs erwartet wird.

Es gibt unzählige Möglichkeiten, eine Geschichte zu beenden, und ein hilfreiches Werkzeug dabei ist es, sich des Rahmens der Geschichte bewusst zu werden oder einen Rahmen festzulegen.

Roy Peter Clark beschreibt verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel:
- Der Zeitrahmen: Das Ticken einer Uhr kann den Rahmen vorgeben, zum Beispiel wenn den Figuren nur noch wenig Zeit bleibt, um etwas zu tun oder zu finden. Die Geschichte endet dann, wenn die Zeit abgelaufen ist.
- Der räumliche Rahmen: Eine Reise oder Suche führt den Leser an verschiedene Orte, bis er an seinem Ziel ankommt.
- Den Kreis schließen: Anfang und Ende der Geschichte beziehen sich aufeinander. Wenn die Geschichte mit einer Reise begonnen hat, endet sie mit einer Rückkehr zum Ausgangsort. Der Schluss kann auch eine Erkenntnis oder die Wiederholung eines prägnanten Satzes aus dem Anfang sein, der jetzt in einem anderen Licht erscheint.
- Das lineare Ende: Alle Handlungsstränge fügen sich zusammen, es gibt keine offenen Fragen und keine Überraschungen. Ein Beispiel dafür ist das Happy End.

Da ein solch abgerundeter Abschluss unglaubwürdig wirken kann, beschreibt Fritz Gesing in seinem Buch "Kreativ Schreiben" Varianten wie den offenen Schluss, bei dem der Leser die Lösung finden soll, die in der Logik der Geschichte liegt, oder den ambivalenten Schluss, der weder glücklich noch unglücklich ist, aber auch nicht vage sein darf.

Weitere Infos findest du hier: Die Kunst des letzten Satzes – So schreibst du ein gutes Ende (mit Beispielen aus der Literatur) - Stille Seiten

 

Nun ab an die Tasten und schreiben. Schliesslich lernst du am besten in dem du ausprobierst und nochmal von vorne anfängst.

Luftige Grüsse

Deine Liz

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